Hallo Ich weiss mir nicht mehr zu helfen und brauche dringend Rat. Nachdem ich meine ersten beiden Kater, 12- und 13-jährig (sehr anhänglich, treu und absolut zutraulich) wegen unheilbaren Krankheiten einschläfern lassen musste, wollte ich erst kein Haustier mehr - der Abschiedsschmerz tat zu weh. Dann hat mir eine Arbeitskollegin von einem ausgesetzten Kater erzählt, der dringend ein Plätzchen sucht. Ich habe mich erweichen lassen und ihn - ich nenne ihn Karim - zu mir genommen. Ich bin berufstätig und somit den ganzen Tag ausser Haus. Damit Karim nicht so alleine ist, habe ich einen 4-monatigen Kater dazu genommen - das war vor ca. 2,5 Jahren. Der Kleine - Teddy (er war so weich wie ein Teddybär) - ist es, der mir heute grosse Sorgen bereitet - ist auf einem Bauernhof geboren und verbrachte die ersten vier Lebensmonate im Freien. Schon da hätte mir der Gedanke kommen müssen, dass er sich nicht für eine Wohnung eignet. Er war sich ein Leben in freier Natur gewohnt. Ich hingegen wohne im 4. Stock und habe nur einen Balkon, kann ihm also leider kein Leben in freier Natur ermöglichen. Karim fühlt sich richtig wohl in der Wohnung, Teddy jedoch entwickelt einen ungeheuren Drang, über das Dach "abzuhauen". Obwohl ich Gitter angebracht habe, hat er es letzthin geschafft, zu entwischen. 9 Tage habe ich ihn überall gesucht, auch mitten in der Nacht. Nichts. Dann, eines Abends, ein lautes Weinen und Teddy war zurück - immer noch auf dem Dach. Ich vermute, er war in einer anderen Wohnung eingesperrt und konnte sich nicht bemerkbar machen. Ich lachte und weinte vor Freude und Erleichterung, weil ich meinen kleinen Racker wieder hatte. Schon seit jeher ist er ängstlich und scheu. Allerdings scheint mir, er wird, je länger er bei mir ist, immer ängstlicher (kommt das vom "Wohnungsleben"?). Er ist sehr intelligent und äusserst sensibel. Manchmal reagiert er so, als hätte er mich noch nie gesehen, versteckt sich unter dem Bett und kommt erst wieder hervor, wenn wirklich alles ruhig und "gefahrlos" scheint. Seit seiner Ausreisserfahrung wird es nun noch extremer. Er sucht ständig nach Möglichkeiten, wieder zu entwischen. Selbst wenn ich mit auf dem Balkon bin, versucht er einen "Ausbruch". Nun habe ich sogar Angst, ihn in meinem Beisein auf den Balkon zu lassen. Aber es tut mir auch weh, ihn immer in der Wohnung einzusperren und habe mir überlegt, ob es sinnvoller wäre, ihn an seinen ursprünglichen Ort zurück zu bringen. Dieser Gedanke schmerzt mich zwar - inzwischen kenne ich ihn und seine Reaktionen so gut, dass ich mir einbilde, niemand könnte ihn so gut verstehen wie ich. Am Abend liegt er regelmässig vor mich hin (auf den Arm nehmen geht nicht) - auf dem Rücken und alle Viere von sich gestreckt und lässt sich stundenlang kraulen, er ist dann so richtig verschmust. Was mich nun brennend interessiert: Kann ich - oder ein/e Katzenpsychologe/Katzenpsychologin - ihm helfen, seine Angst zu nehmen (und wie?) oder ist es für Teddy das Beste, wenn ich ihn in seine angestammte Heimat zurückbringe? Die Entscheidung, mich von ihm zu trennen, fällt mir wirklich schwer und ich bin sehr unsicher, was richtig ist. Kann mir jemand helfen? Ich möchte das Beste für Teddy. Schon heute ein herzliches Dankeschön für Euren Ratschlag. Isa
Liebe Tierfreundin Es ist fast unmöglich einen Freigänger, mit 4 Monaten ist das schon meist programmiert, in eine reine Wohnungskatze umzutrainieren. Es gibt versch. Lösungen für Teddy: 1. einen guten Freigängerplatz suchen und für Karim eine junge Katze, ohne Freigängervergangenheit dazu nehmen. 2. Teddy behalten und regelmässig ausführen zb. an einer Leine oder in einem ausbruchsicheren Gartenteil laufen lassen. 3. Kastration. Sie sagten nicht, ob Teddy kastriert ist. Wenn nicht, wird er in dieser Situation sicher wieder türmen und sich möglicherweise dabei verletzen. Ob eine Kastration seinen Drang definitiv hemmt ist nicht sicher, als Freigänger sollte man ihn sowiso kastrieren, um Kämpfe und auch um Nachwuchs zu verhindern. Ich glaube nicht, dass Teddy Angst hat, es ist mehr sein Sexualtrieb, wenn nicht kastriert ist der massgabend, und/oder sein Bewegungs- und Freiheitsdrang den er als Jungkatze erlebt hat. Eine Tierpsychologin kann ihm da kaum helfen. Wenn 2. (mit Kastration) nicht geht, bleibt für einen glücklichen Teddy (kastriert) nur ein Freigängerplatz. Viel Glück , Jürgen